Oldenburg Computer Science Series

Univ.-Prof. Dr. Susanne Boll,
Univ.-Prof. Dr. Sebastian Lehnhoff (Hrsg.)

Jan Stefan Addicks

Bewertung betrieblicher Anwendungen im Kontext ihrer Unternehmensarchitektur

Betriebliche Anwendungen unterstützen in Unternehmen deren Geschäftsprozesse und folglich auch deren Wertschöpfung und sind daher wichtige Artefakte. Häufig treten Situationen auf, in denen Anwendungen bewertet und mit weiteren Anwendungen verglichen werden müssen, bspw. bei Projekten zur Konsolidierung der Anwendungslandschaft oder bei der Einführung einer neuen Anwendung. Hinsichtlich einer Bewertung sollten betriebliche Anwendungen nicht separat betrachtet werden, sondern stets als Teil eines Ganzen, der Unternehmensarchitektur, da unterschiedliche Artefakte der Unternehmensarchitektur Auswirkungen auf die Bewertung bzw. Beurteilung einer Anwendung hinsichtlich ihrer Eignung für das Unternehmen haben. Es existieren konzeptionelle Bewertungsansätze die prinzipiell für die Bewertung von Anwendungen verwendet werden können, allerdings haben diese Ansätze Nachteile. Kennzahlensysteme basieren im Allgemeinen auf eindeutig definierten Kennzahlen mit eindeutigenMetriken, aber ihre Struktur ist i.d.R. starr und nicht flexibel anpassbar. Dieses ist ein Nachteil, da Kennzahlen bzw. Kriterien von Unternehmen zu Unternehmen variieren und eine Flexibilität bezogen auf Gewichtungen sowie Art und Anzahl der Kennzahlen angeboten werden muss. Ergänzend dazu basieren Kennzahlensysteme auf Kennzahlen mit metrischen Skalenniveaus, so dass nur numerische Kennzahlen verwendet werden können. Des Weiteren können Kennzahlensysteme nicht adäquat mit unsicheren Daten arbeiten, die im Kontext von Anwendungsbewertungen durchaus gegeben sind. Eine Herausforderung bei der Bewertung von Anwendungen ist die angemessene Behandlung von Beziehungen und Abhängigkeiten zwischen Kennzahlen, um anhand dieser einen Gesamtwert für die Kennzahlen zu bilden. Eine weitere Herausforderung bildet der Umgang mit Klassifikationen, der erforderlich ist, da eine Vielzahl existierender Kennzahlen nur Resultate in Form von Klassen besitzen. Klassifikationen können generell zu schlechten Resultaten führen, wenn deren Klassifikationsvorschriften nicht fundiert oder subjektive Bewertungen vorhanden sind. Zudem können bei Klassifikationen durch eine Vergröberung Informationsverluste auftreten. In der vorliegenden Arbeit wird mit ITEVA eine Methode konzipiert und vorgestellt, die für die Bewertung von Anwendungen im Kontext ihrer Unternehmensarchitektur genutzt werden kann. Ergänzend zu dem technischen Prozess der Anwendungsbewertung wird ein organisatorisches Vorgehensmodell präsentiert. Um den Herausforderungen durch die Existenz von ungesicherten Klassifikationsgrenzen sowie unsicheren Informationen adäquat zu entgegnen, werden Konzepte der unscharfen Mengenlehre untersucht. Zur angemessenen Beschreibung und Nutzung der Abhängigkeiten zwischen einzelnen Kriterien wird das Konzept eines Fuzzy-Reglers hinsichtlich einer Einsatzmöglichkeit im Rahmen der ITEVA-Methode überprüft. Ein Fuzzy-Regler unterstützt unscharfe Mengen und bietet zudem die Möglichkeit der regelbasierten Beschreibung der Abhängigkeiten sowie Schlussfolgerung eines kombinierten Wertes für die logisch abhängigen Kennzahlen.

Bd. 13, XII, 237 S., Edewecht 2010, € 39,80
ISBN-13 978-3-939704-57-7

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